Sabrina Ansdorfer schreibt diese Kolumne für Emmora und bezieht ihre Gedanken aber auch die unglaubliche Lebenserfahrung ihrer Podcast-Gäste mit ein. Ihr Podcast ist den Lebensgeschichten der Menschen gewidmet, die schon länger als 70 Jahre gelebt und geliebt haben. Letzteres bewegte uns zu dem Thema "Die Liebe des Lebens" und einem kleinen Gedankenspiel dazu was und wie diese Liebe wohl aussieht.
Valentinstag. Der Tag der Liebenden. Schön kitschig, gleichzeitig auch ein wenig nervig. Ist
man unglücklicher Single, freut man sich an dem Tag über Freund*innen die nette
Nachrichten schreiben. Einfach nur ein „Ich hab‘ dich lieb!“ Ist man in einer Partnerschaft, kommt meist einen Tag vorher die Frage auf: „Schatz, schenken wir uns was?“ Gruppenzwang, mediale Überdosis und doch irgendwie schön. Und egal in welcher Situation ich mich im Leben befunden habe, an Valentinstag stellt sich mir oft diese eine Frage:
Gibt es die Liebe des Lebens überhaupt?
Eine Frage, die ich gerne an meine Gesprächspartner*innen weitergebe. Menschen ab 70.
Sie müssten doch eine Antwort parat haben mit so viel Lebenserfahrung. Und so frage ich oft: „Haben Sie die Liebe ihres Lebens gefunden?“ Manchmal ist die Antwort darauf eher verhalten, fast schon zögerlich... Manchmal kommt ein klares: „Ja!“ Dann funkelt es lebhaft in den Augen der Personen, die mir gegenübersitzen oder ihr Mund formt ein breites Lächeln.
Die große Liebe
Dann ist auch Elisabeth (96) plötzlich wieder jung und in Gedanken Anfang 20. Sie sieht ihn
förmlich neben sich stehend: Groß, zuvorkommend. Der Mann der ihr einen Antrag machen
und wenig später doch noch in den Krieg eingezogen wird. Der Mann, den sie geliebt hat und doch hat sie einen anderen geheiratet. Denn als ihr Verlobter eingezogen wird, bricht der Kontakt während der Kriegswirren ab. Kein Lebenszeichen, keine Spur, keine Postkarte. Doch das Gefühl der Liebe zu diesem Mann bleibt. Für sie war und ist er die Liebe ihres Lebens.
Die Liebe FÜR das Leben
Der Mann, den sie schließlich heiratet, mit dem sie Kinder bekommt, ist dagegen „nur“
Elisabeths Liebe für ihr Leben. Sie ergänzen sich gut, verbringen viele glückliche Momente.
Bereut hat sie das nicht. Und dennoch: Mit 94 Jahren findet sie nachts auf einmal keine Ruhe mehr. Der Drang wird immer größer und sie fragt sich, was ist aus dem Mann, an den sie einst ihr Herz verloren hatte, bloß geworden? Elisabeth findet Antworten, zum Glück! Sie stößt auf eine alte Postkarte, die er noch an seine Verwandten geschickt hatte. Wie einen Schatz verwahrt sie diese Postkarte sicher in Folie eingepackt. Er hatte noch nach ihr gefragt... Ein Wiedersehen gibt es leider nicht mehr. Er ist bereits tot. Aber für Elisabeth gibt es nun Gewissheit. Gewissheit, dass auch er sie geliebt hatte. Dass er alles ernst meinte mir ihr.
Ewige Liebe?
Vielleicht sind diese verschiedenen Arten der Liebe jede auf ihre Art sinnvoll. Die erste Liebe, die man nie vergisst, eine neue andere Liebe, die viel inniger ist, aber vielleicht nicht mehr so aufregend. Vielleicht ist es die Liebe, die man für die beste Freundin empfindet, wenn man sie gerne in den Arm nehmen möchte, aber einfach nicht kann, weil man gerade im Lockdown 500km entfernt von ihr lebt.
Und so ist die Liebe, egal für wen man sie empfindet, sicherlich auf die eine oder andere Art
„für immer und ewig“! Ganz gleich, ob es einen Trauring gibt oder nicht. Es geht um die Menschen, die man gerne um sich hat und um die, die man nicht vergessen möchte. Elisabeth wird beide Männer nicht vergessen. Vor allem nicht ihre erste und große Liebe. Und das mit 96 Jahren.
Alles Liebe,
Sabrina
Über mich
Hallo, ich bin Sabrina und 31 Jahre alt. In meinem Podcast spreche ich mit Menschen ab 70
Jahren über ihr Leben. Was war? Was ist? Was bleibt? Dabei geht es um bewegende
Schicksale, schwierige Entscheidungen, überraschende Herausforderungen und spannende
Wendungen. Mich interessiert, wie sie ihr Leben gemeistert haben und was die jüngere
Generation davon lernen kann. Warum? Damit nichts von diesen außergewöhnlichen
Lebensgeschichten verloren geht!
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