Ein mutiger Film, der nicht ganz das hält, was das Thema verspricht.
( Wer den Film noch sehen möchte, sollte diese Rezension erst danach lesen - außerdem möchten wir an dieser Stelle auch noch mal auf das Thema “selbstbestimmtes Sterben” hinweisen, da es im Mittelpunkt des folgenden Artikels steht. )
Ein gesellschaftlich nach wie vor brisantes Thema hat der Notting-Hill-Regisseur Roger Michell hier neu aufleben lassen, mit dem Film “Blackbird”, der an den dänischen Film “Silent Heart” aus dem Jahr 2014 angelehnt ist. In dem aktuell in den Kinos laufenden Familiendrama beschließt Lilly, übrigens gewohnt grandios gespielt von Susan Sarandon, ihrem Leben ein Ende zu setzen bevor es ihre ALS-Erkrankung Schritt für Schritt tut. Der Film beginnt ohne Umwege und Unklarheiten mit dem Start ins letzte Familienwochenende vor ihrem Tod. Er spielt in den letzten 48 Stunden, bevor Lilly sich von ihren Töchtern samt deren Partnern und ihrem Mann, sowie ihrer besten Freundin verabschiedet und geplant stirbt.
Nichts ist dramatischer als der Tod
Das Faszinierende an dieser Geschichte ist, dass es zu keinem Zeitpunkt einen alternativen Ausgang gibt. Es ist und bleibt klar wie der Film enden wird und ganz entgegen der gewohnten Hollywood-Manier ist hier nichts aufregend, überspitzt oder dramatischer - zumindest nicht als es der Tod selbst eh schon ist. Und genau hier liegt auch das Faszinierende in dieser Produktion begraben: Es ist eine schräge Dynamik, die in der Ruhe des Plots liegt und im Inneren des Zuschauers schwelt oder schwelen kann. Es gleicht einem Gespräch ohne Ausweichmöglichkeit, eine Diskussion mit unserem Unterbewusstsein über den Freitod und welche Umstände wie dazu führen oder dazu führen dürfen.
Man sieht den Film und erkennt schnell, dass er gute Argumente für eine Auseinandersetzung mit der Thematik liefert. Alles Wichtige und Ethische wird zumindest angerissen und man setzt sich mit dem Teil in sich auseinander, der von der Gesellschaft darauf gepolt wurde Sterbehilfe als sehr kritisch bis verdrängungswürdig zu behandeln.
Gedanken nach dem Film
Egal wie sehr man sich mit dem Tod auseinandersetzt- dieser Film bewegt einen natürlich, allerdings auf eine sonderbare Art und Weise. Es ist schade, dass man zu viel Klischee in den Charakteren findet aber grundsätzlich steht diesem Thema dieser inhaltlich wie optisch ungesättigte Ton verrückter Weise ganz gut. Als hätte man die Kunst und die Persönlichkeiten so weit reduziert, damit der Freitod, das Tabuthema, die Hauptrolle erhält. Natürlich hinterlässt das Spuren und Gedanken im Nachgang und allein deswegen ist es ein wichtiger Film, auch wenn er sein inhaltliches Potential Geschichte zu schreiben leider nicht genutzt hat.