Und plötzlich ist alles vorbei. Still. Leise. Oft ohne Vorankündigung schlägt das Schicksal das Leben K.O. Was, wenn der Tod immer näher kommt als das Leben? Was, wenn man weiß, dass die letzten Jahre vor einem liegen? Machen Pläne noch Sinn, wenn die eigene Endlichkeit doch immer näher kommt?
Ja, machen sie!
Ja, sagen Peter, Annelie, Ulrich, Gertrud, Josef, Hans-Martin, Ulla, Heinz und Christel. Sie alle sind über 70 Jahre alt, ein Teil schon weit über 80. Während der Stunden, in denen mir jeder einzelne von ihnen gegenübersitzt und mir seine Lebensgeschichte erzählt, spüre ich bei allen eine tiefe Dankbarkeit.
Dankbarkeit und Stolz
Dankbarkeit für all die Glücksmomente die Peter auch nach dem Tod seiner Ehefrau erleben durfte. Die stundenlangen Radtouren, der Wind im Haar und die Sonne, die die Haut angenehm wärmt.
Gertrud, die das Schreiben liebt und sich wünscht mit ihrem Mann noch lange im Sessel Händchen zu halten. „Wie zwei frisch Verliebte!“, flüstert sie, ein wenig peinlich berührt. Wie dankbar, sie ihm doch ist, dass er ihr nach dem Tod ihrer beiden älteren Brüder im Krieg, Halt, Kraft und Mut für ihr Leben geschenkt hat.
Gertrud mit 8 Jahren. Photo Credit: „privat / Die Dritten - Damit nichts verloren geht!“
„Klar, überlege ich jetzt wie alt das Kind wäre, hätte ich eines bekommen. Dass sich der Sohn oder die Tochter jetzt um mich kümmern würde. Aber dann hätte ich nicht das Leben gelebt, wie ich es leben wollte. Wie ich es für mich als gut empfunden habe.“ Sagt Ulla erst nachdenklich um dann ein breites Grinsen aufzusetzen.
Wenn die eigene Endlichkeit näher rückt, werden Pläne und Ziele zwar kleiner – ein leckerer Kaffee mit einer guten Freundin, ein Spielenachmittag mit der Familie oder ein schöner Spaziergang am See – was aber größer wird, ist der Stolz. Der Stolz auf das was man erreicht, erschaffen und vom Leben geschenkt bekommen hat.
Die Endlichkeit als Geschenk
Das Leben bekommt auch die Endlichkeit geschenkt. Sie ist ein Teil des großen Ganzen. Die Endlichkeit gibt uns einen Rahmen. Sie zwingt uns fast, sich immer wieder zu fragen: „Was, wenn die Endlichkeit morgen an der Tür klopft?“ „Treffe ich jetzt die richtige Entscheidung für mich? Für meine Lieben?“
Ich selbst habe im Vergleich zu Peter, Gertrud, Ulla und Co. noch nicht mal die Hälfte erlebt, von dem was diese beeindruckenden Personen erlebt haben. Und das lässt mich demütig und dankbar werden.
Hans-Martin im Gespräch mit Sabrina. Photo Credit:„privat / Die Dritten - Damit nichts verloren geht!“
Zu wissen, dass die Endlichkeit, nicht „das Ende“ ist, sondern ein Anker, an den ich mein Boot zurückziehen kann, wenn ich viel zu weit davon entfernt bin und ich mich auf dem Meer des Lebens drohe zu verlieren.
Endlichkeit ist Dankbarkeit, Glück und Stolz – trotz aller Widrigkeiten, die das Leben so mit sich bringt.
Alles Liebe,
Sabrina
Sabrina Andorfer. Photo Credit: Ruven Breuer Fotografie
Über mich:
Hallo, ich bin Sabrina und 31 Jahre alt. In meinem Podcast spreche ich mit Menschen ab 70 Jahren über ihr Leben. Was war? Was ist? Was bleibt? Dabei geht es um bewegende Schicksale, schwierige Entscheidungen, überraschende Herausforderungen und spannende Wendungen. Mich interessiert, wie sie ihr Leben gemeistert haben und was die jüngere Generation davon lernen kann. Warum? Damit nichts von diesen außergewöhnlichen Lebensgeschichten verloren geht!
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