Akuter Trauerfall? Wir sind da!

Mit seiner erfrischend ehrlichen Art und inspirierenden Worten, stand Otmar Jenner uns Rede und Antwort- und zwar in unserer Reihe “5 Gedanken zu Corona von…”.

1. An welchem Punkt haben Sie persönlich festgestellt, dass COVID-19 spürbare Auswirkungen auf das persönliche Leben und auf das ihrer Mitmenschen hat?


Bereits Ende Februar musste ich sonst gut besuchte Seminare absagen. Die Leute trauten sich plötzlich nicht mehr nach Berlin. Umso wichtiger wurde das Telefon. Viele wollten Rat.


2. Was hat sich in den letzten Wochen konkret in ihrem Leben geändert? Wie fühlt sich das an?


Ich setze eine Maske auf, bevor ich in den Hausflur trete, grüße aus der Distanz. Da ich noch keinen Corona-Test machen konnte, versuche ich andere vor mir als möglichem Infektionsherd zu schützen. Diese Notwendigkeit erzeugt eine so fremde wie seltsame Distanz. Das umtriebige Kreuzberg ist ruhig wie nie. Die Errungenschaften dieser Tage heißen Achtsamkeit und Verlangsamung. 


3. Was geht Ihnen durch den Kopf, während Sie die Entwicklungen tagtäglich mitverfolgen?

Dass dies eine Zeitenwende ist. So furchtbar es ist, wenn plötzlich viele Menschen an einem neuartigen Erreger sterben. Die weltweiten Folgen kündigen sich bereits jetzt an. Allein durch den sinkenden Flugverkehr erholt sich die Umwelt. Menschen arbeiten plötzlich zuhause und sind mehr bei sich. Der neue Raum der Ruhe ist auch ein erweiterter Gedankenraum. 


4. Heute, in einem halben Jahr- was glauben Sie was uns da erwartet und was könnten längerfristige Konsequenzen sein?


Verknappung ist derzeit überall zu beobachten. In Regalen im Supermarkt wie in der allgemeinen Mobilität. Wir werden viel mehr wertschätzen, was wir früher als selbstverständlich ansahen. Klimawandel, Kapitalismus auf Crashkurs, enthemmter Konsum – die Welt sehnte sich nach Veränderung. Ein positiver Effekt der aktuellen Krise: Jetzt haben wir die Chance, uns neu zu sortieren und als Weltgemeinschaft nachhaltiger aufzustellen. Und ja, ich denke, das wird geschehen.


5. Wenn Sie aktuell einen kurzen Augenblick hätten, in dem Ihnen die ganze Welt zuhört - was würden Sie sagen/allen raten?


Schützt alte Menschen. Doch geht gelassener mit der Möglichkeit des Sterbens um. Der Tod ist nunmal nicht technokratisch zu besiegen. So aufgeregt wie ihr derzeit handelt, beerdigt ihr gerade die Wirtschaft. An dem Grab in Form von Generationenschulden werden sonst noch unsere Enkel trauern.

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