Ich habe ständig mit dem Ende des Lebens zu tun, aber - Gott sei Dank – kann ich ein genauso lustig-liebevoll-langweiliges Leben führen, wie alle anderen.
Was am Ende bleibt
Als Pastor lerne ich viele tote Menschen kennen. Wenn ich mit der Trauerfamilie zusammensitze und die Beerdigung plane, dann wird viel erzählt. Wie zu erwarten,
fließen dabei oft Tränen, aber wir lachen auch deutlich mehr als man denkt. Wenn die Anekdoten auf den Tisch kommen, dann wird‘s plötzlich laut im Raum. Ich denke da beispielsweise an den verstorbenen Handwerker, der auf Partys gerne die Hosen seiner Freunde auf den Bänken festgenagelt hat.
Durch die Liebe bleibt etwas
Auf diese Weise lerne ich tote Menschen kennen, ohne sie jemals getroffen zu haben. Und trotzdem entsteht da etwas. Mehr als nur Mitgefühl für die Trauernden. Es wächst eine Beziehung zu den Verstorbenen. Einige dieser Persönlichkeiten beeinflussen mich bis heute. Es entsteht eine liebevolle Verbindung. Dabei spüre ich deutlich: das Leben hat zwar ein Ende, aber die Beziehungen bleiben. Sie werden für uns einseitig. Wir fühlen noch, aber unsere Verstorbenen können nicht mehr mitfühlen. Aber durch das Geschenk der Liebe bleibt da etwas.
Ich habe jede Woche mit dem Ende des Lebens zu tun: Im Krankenhaus mit Sterbenden und bei Beerdigungen mit Trauernden. Aber trotzdem kann ich gleich nach einer Beerdigung zu einer Grillparty mit Freunden und feiern. Das geht. Nicht weil ich so ein kalter Hund bin, sondern weil Gottes Liebe so stark ist.
Das ewige Leben
Leben ist Beziehung. Und Liebe ist die intensivste Form der Beziehung, die stärkste Form des Lebens. Wenn ein Leben endet, dann wird die Verbindung für uns einseitig. Aber für Gott ist das anders. Denn er garantiert die Beziehung über den Tod hinaus. Gott verspricht seine Liebe, die stärkste Beziehung von allen und für ihn endet sie nicht mit dem Tod eines Menschen. Die Beziehung zwischen Gott und seinem geliebten Menschen bleibt bestehen. Gottes Liebe bleibt. Und damit bleibt eine ewige Beziehung, ein ewiges Leben. Wenn Jesus vom Leben nach dem Tod spricht, dann erzählt er von Wiedersehensfreude: „Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen“ (Johannes 16:22).
Die Hoffnung
Es ist eines der größten Geschenke in meinem Leben von dieser Liebe zu erzählen. Und dadurch kann ich als vernünftiger, aufgeklärter Mensch am Grab von Hoffnung sprechen. Ich habe ständig mit dem Ende des Lebens zu tun, aber - Gott sei Dank – kann ich ein genauso lustig-liebevoll-langweiliges Leben führen, wie alle anderen. Weil Gott uns verspricht, dass unsere Verstorbenen bei ihm bleiben und er bei uns ist mit seiner Nähe, die so unendlich gut tut. Das macht das Leben unendlich wertvoll. Und es ersetzt die Angst vor dem Lebensende durch eine göttliche Wiedersehensfreude. In diesem Sinne: Auf Wiedersehen.
Pastor Christopher Schlicht
Emmaus-Kirchengemeinde Bremerhaven