Wir unterstützen Menschen rund um das Lebensende. Wenn wir einen Wunsch frei hätten, dann den, dass sie alle in vollen Zügen ihr Leben genießen konnten. Dafür haben wir das Projekt “meine Bucketlist” ins Leben gerufen. Wie wir jetzt unser Glück planen, was die tiefere Bedeutung einer Bucketlist ist und warum ein Bewusstsein für unsere Endlichkeit wichtig ist, haben wir einige von uns geschätzte Coaches, Mentoren und spirituelle Wegbegleiter gefragt. Heute durften wir mit Anna F. Rohrbeck sprechen. Sie ist Körper- und Gestalt-Therapeutin und systemische Coach (Gestalt-Aufstellungen) und antwortete auf unsere Fragen wie folgt:
1. Was passiert, wenn wir mit unserer Sterblichkeit konfrontiert werden?
(Sei es durch eine private Erfahrung oder aber im Zuge der aktuellen Pandemie)
Kurz gesagt: Die Konfrontation mit unseren tiefsten Ängsten. Angst (im Gegensatz zu Furcht) ist immer neurotisch und ihre Ursachen liegen in der Kindheit. Mit dem jetzigen Erwachsenen haben sie nichts zu tun.
Tod und Sterben ist (bei den meisten) grundsätzlich verdrängt. Selbst, wenn es im Umfeld„irgendwen“ trifft, so kommt es dennoch nicht wirklich in unseren eigenen Zellen an, dass auch wir jede Sekunde sterben könnten. Sterben, Tod ist ja noch so lange hin. Wenn dann der Tod im näheren Umfeld sichtbarer und spürbarer wird, dann sind wir dennoch unmittelbar mit dem Thema konfrontiert. Und somit unmittelbar mit all unseren noch nicht beleuchteten Schattenanteilen, mit allem Ungelösten in unserem Leben konfrontiert.
Gleichzeitig kommt nun bei dieser Pandemie noch dazu, dass das was die Menschen noch mehr fürchten als den Tod selbst, die Einsamkeit, dann folgen würde. Die Gefahr angesteckt zu werden ist das eine. Sterben zu können das andere und dazwischen liegt die Gefahr durch eine Ansteckung tatsächlich einsam und alleine sterben zu müssen. Letztlich die Erkenntnis: ja, den letzten Weg muss jeder alleine gehen. Selbst wenn kurz davor noch liebe Menschen dabei sind, den tatsächlichen Weg geht man alleine. Allein – All-Eins.
2. Wie können wir dieses neue Bewusstsein positiv nutzen?
Schon die Beschäftigung mit Bewusstsein, mit dem was bleibt, hilft. Ängste als zurückgehaltene Impulse enttarnen. Alles Ungelöste ins Bewusst-Sein bringen und so die Erwachsene-Rolle voll einnehmen und leben.
Jeder ist konfrontiert mit allem Ungelösten in seinem /ihrem Leben. Wenn ich morgen sterben würde, dann …? Lebe ich tatsächlich das Leben, das ich leben will? Führe ich die Art von Beziehungen, die ich leben will? Lebe ich so, dass es zum Besten möglichst vieler Wesen dient? Habe ich mich schon wirklich ganz verschenkt, gedient, hingegeben? Dem Leben und allen/allem? Lass ich meine Lebenskerze tatsächlich bewusst und in voller Kraft von beiden Seiten abfackeln? Oder brennt sie nur sachte von einer Seite, immer etwas angezogene Handbremse und mit fortlaufender Zurückhaltung? Für was stehe ich morgens auf? Was ist meine Motivation, mein Ziel, meine Haltung, mein Wunsch? Was bringe ich in die Welt? Was ist der Mehrwert durch mich in der Welt? Hab ich den Mut mich wirklich ganz zu zeigen? Schaue ich in meine dunkelsten Keller und nehme Kontakt auf mit meinen (vermeintlichen) Dämonen im Innern. Lasse ich Licht in meinen Schatten und entdecke, dass zurückgehaltene Impulse ungelebter Treibstoff sind. Bin ich wirklich so mutig und traue mich voll zu leben? All den Treibstoff an Emotionen und Instinkten zu nutzen, um zum Besten möglichst vieler Wesen wirken zu können?
Schaffe Bewusstsein in dir, so dass du bewusst durch die Welt gehst und somit für möglichst viele Wesen Unterstützung, Inspiration, Bereicherung sein kannst. Im kleinen wie im großen. Bring Dich und Deine Liebe in die Welt.
3. Viele Menschen erstellen gerne Bucketlists- woran mag das liegen?
Listen erstellen ist die Vermeidung von Tod. Der verzweifelte, kindliche Versuch das Leben kontrollieren zu können. Daher nützen solche Listen nichts, sondern sind potenziell sogar gefährlich. Viele erstellen Bucketlists, weil sie bestimmte Dinge (noch) im Leben erlebt/erreicht haben wollen.
Wozu ist es gut, dass du auf die Malediven fliegst? Was ist die jeweilige Motivation hinter deinen einzelnen Punkten auf der Bucketlist? Lebst du dadurch noch mehr deine natürliche, bewusste Ausdrucksstärke und bringst damit z.B. noch mehr deine Liebe und dein Bewusstsein in die Welt? Super. Dann los. Häufig ist es jedoch ein recht kindliches „ich will noch dies und jenes haben, machen, erleben.“ Recht egoistische Idee. Mach es größer, mach es für dich und dadurch für andere und super.
4. Jedoch sehen viele nie den Bezug von der Bucketlist zum Lebensende. Warum?
Die Antwort auf die Frage: „Warum hab ich das Symptom?“. Die Antwort in letzter Konsequenz lautet: „Du vermeidest den Tod!“. Sprich du hältst dich in deinem Leben (noch immer) irgendwo zurück. Lebst deine emotionalen und instinkthaften Impulse noch nicht bewusst und in Gänze. Du hältst dich noch zurück, um andere zu schützen. Erlebst Schuld und Scham noch als real. Früher mal gelernt, heute hinderlich im Kontakt zu dir selbst und anderen. Je mehr du Schuld und Scham enttarnst und zu freierem Ausdruck kommst, desto freier wirst du. Doch…auch Freiheit hat ihren Preis… Voll zu leben heißt auch voll zu sterben…
Freiheit ist assoziiert mit Tod. Und daher gehen diesen bewussten Weg nur rund 3 % der Menschen. Wie mutig bist du? Gehörst du dazu, ein Teil der bewussten Veränderung zu sein?
5. Wie können wir unsere Zukunft gestalten, wenn wir in Zeiten wie diesen eigentlich mehr Ohnmacht verspüren als Hoffnung?
Ohnmacht und Hilflosigkeit sind kindliche Gefühle, haben mit dem Erwachsenen nichts wirklich zu tun. Als Erwachsene sind wir handlungsfähig und haben somit Lösungen parat. Ohnmächtig und hoffnungslos fühlen sich die kindlichen Anteile in uns. Wenn alte hoffnungslose und ohnmächtige Teile in uns getriggert werden, dann reaktiviert es den alten kindlichen Teil. Damals waren wir nicht handlungsfähig. Als Erwachsene, so wir diese Teile beleuchtet, integriert, geheilt, transformiert haben, erhalten wir neue Handlungsfähigkeit, neuen Handlungsspielraum. Erwachsene können mit der Komplexität der Dinge umgehen. Sie aushalten. Das Kind in uns sehnt sich nach der einen richtigen Lösung bei Problemen (welchem auch immer). Je mehr Integration und Transformation und Bewusstsein in uns entsteht, desto weniger sind wir dem Äußeren ausgeliefert. Sicher können wir beim besten Willen nicht alles im Außen beeinflussen. Doch wir können immer beeinflussen wie wir es im Innern erleben und empfinden. Dafür ist es sinnvoll Mittel und Methoden zu haben, um sich im Innern Stabilität und Vertrauen aufzubauen. So dass es im Innern auch beim stärksten Sturm still sein kann.
Bewusstsein ist unabhängig von Zeit und Raum. Wird nicht geboren, kann also nicht sterben. Je mehr das in uns bewusst und integriert ist, desto weniger Angst haben wir vorm Sterben und vorm Tod. Und können furchtlos, vertrauensvoll und klar Unterstützung für andere beim Sterben sein und selbst frei sterben. Voller Vertrauen.
Dieser Gastbeitrag stammt von Anna F. Rohrbeck.
Zu ihrer Haltung als Therapeutin und Coach sagt sie u.a.:
Furchtlos, ausdrucksstark, frei - das ist mein Weg. Für alle, die gerne aus Ungelöstem Lösungen entstehen lassen wollen, so dass Vertrauen und Klarheit wachsen, bin ich mit meinen Erfahrungen aus Therapie und Spiritualität sehr gerne da!
Wenn ihr Interesse an Annas Arbeit habt, dann schaut sehr gerne auf ihre Website und lasst euch inspirieren und vielleicht ein Stück weit durch sie begleiten. Folgt ihr und erfahrt mehr über die Themen Bewusstsein, Selbstregulation fördern, Selbstwirksamkeit stärken.
Abschließend gab uns Anna noch folgenden Tipp in Sachen Seminare & persönliche Weiterbildung:
Das zweitägige Seminar „Tot. Und jetzt…?“ ist Therapie und Spiritualität in Kombination, die Power-Kombi und meine absolute Herzensempfehlung. Echte Bewusstseinsarbeit, angelehnt an die Meditationspraxis „Phowa“. Bewusstes Sterben aus dem Buddhismus in Kombination mit westlicher Psychologie.
„Tot. Und jetzt...?“
Freier Sterben - Bewusster Leben
Der Tod ist eine der wenigen Sicherheiten des Lebens. Gleichwohl fühlen Menschen sich in der Regel erst bewusst konfrontiert mit Tod und Sterben, wenn Unfälle oder Diagnosen von Ärzten - für uns selbst, Familienmitglieder oder auch für Freunde, Nachbarn und Kollegen -, diese Sicherheit geradewegs erfahrbar machen.
Viele Fragen tauchen auf. Was gilt es zu klären? Wie gelingt echte Unterstützung? Was kommt auf mich zu? Sich erst zu diesem Zeitpunkt mit dem Finden von sinnvollen Antworten zu beschäftigen, geht häufg mit Unsicherheit, zeitlicher Überlastung und nicht selten innerer Überforderung einher.
Die frühzeitige bewusste Beschäftigung mit persönlichen existenziellen Fragen entspannt das Bewusstsein, befreit den Geist, begünstigt Humor und „rettet“ vor der Physikalität des Todes. Aufbauend auf buddhistischer Weisheit und westlicher Psychologie bietet das zweitägige Training die Chance auf tiefgreifende Erfahrungen mit dem individuellen Sterben. Es öffnet gangbare Wege zu einem furchtlosen Umgang mit Sterben, Tod und Leben. Das Training ermöglicht Einsichten auf die Fragen:
Was genau geschieht im Sterbeprozess aus buddhistischer Sicht?
Welche Sterbephasen durchlaufen wir?
Was genau geschieht nach dem körperlichen Tod mit dem Bewusstsein?
Wie können wir Menschen in Abschieds- und Sterbesituationen begleiten?
Welche Visualisierungen und Meditationen heilen Ängste im Zusammenhang mit Tod und sind gleichermaßen hilfreich im Leben und Sterben?
Wie können wir uns selbst und andere Menschen auch in den Wochen nach dem physischen Tod unterstützen?
Die Meditationen und Visualisierungen fördern Furchtlosigkeit, festigen Mitgefühl, relativieren den Alltag und stärken Lebensfreude.
(Text von www.voss-institut.de)
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