Warum uns die dunkle Jahreszeit so sehr bewegt und wie wir das Gute in ihr sehen können.
Grau ziehen die Wolken am Himmel entlang. Es ist unangenehm kalt.
Die Welt scheint stillzustehen. Bis auf ein paar Elstern, die sich am Baum gegenüber laut mit einer Taube streiten. Menschen glücklich strahlend sehe ich kaum. Viele laufen mit hochgezogenen Schultern und dem Blick starr auf den Boden gerichtet vom Bäcker noch schnell zur Post oder vom Einkaufen zügig zurück zum Auto.
Der 1.11. ist der Todestag meines Vaters – ein trauriger Monat, der mich dazu zwingt innezuhalten.
Der November ist aber auch der Monat in dem Freya 71 Jahre alt wird. Freya von Stülpnagel, Juristin und Trauerbegleiterin aus München, hat mich vor wenigen Wochen in ihr Leben gelassen. In das Leben, das durch den Suizid ihres Sohnes Benni vor 22 Jahren in zwei Teile geteilt wurde, wie sie sagt.
Halt in einer scheinbar haltlosen Zeit
Bei uns gilt der November als Trauermonat, wir gedenken der Toten, die uns verlassen haben. Fühlen den Schmerz nochmal mehr. Und dürfen das auch. Denn dafür ist ein solcher Monat ja da. Wenn es draußen trist und dunkel ist, „darf“ der Mensch eben auch mal traurig sein. Klug gemacht von den Erfindern, finde ich. Geben wir sonst im Alltag der Trauer um Verstorbene oft viel zu wenig Raum.
Raum der Hoffnung
Dabei ist es so wichtig, sich dafür Zeit zu nehmen. Gedanken, Gefühle zu verarbeiten, zu verstehen. Jetzt im November ist es in Ordnung Freunde oder die eigene Familie auch mal mit schwierigen Themen zu belasten. Und diese haben nun auch mehr Verständnis dafür. Sprüche wie „Ach komm, schon die Sonne scheint, es ist doch Sommer.“ ziehen dann einfach nicht. Zum Glück!
Was hilft, wenn scheinbar nichts mehr hilft?
Wie Freya sich an ihrem Geburtstag ohne ihren Sohn Benni fühlt? Nur sie allein weiß es. Was ich allerdings durch unser intensives Gespräch gelernt habe, ist, dass in uns allen eine Kraft schlummert, Dinge zu überstehen, die so wirken, als könnte man sie nicht überleben.
„Da sein, aushalten, schweigen.“, sagt Freya. Das alles helfe.
„Ein gutes Essen zubereiten und das einfach vor die Tür einer Person zu stellen die gerade Hilfe braucht.“ Achtsam sein mit dem eigenen Körper. Und Rausgehen, etwas machen. „Das Gehen ist total wichtig. Rausspazieren an die frische Luft, frische Luft und gehen, denn
Gehen ist Bewegung und das hilft.“, so Freya.
Hoffnung in den dunklen Monaten
Und wenn man dann draußen war, den Geruch der Laubblätter eingeatmet hat und sich wieder gut fühlt im eigenen Körper, dann schöpft man auch in der dunklen Jahreszeit wieder Hoffnung. Wenn die leckere Kürbissuppe eine wohlige Wärme im Bauch verbreitet und Geborgenheit versprüht. Die kuschelige Decke um den Körper geschlungen, macht das Herz direkt leichter. Und die Verstorbenen danken es uns sicherlich, dass wir sie – auch wenn es schmerzt – in dieser Zeit nochmal mehr in unser Leben lassen. Wir uns nochmal erinnern an all die schönen Erlebnisse mit ihnen – an Gerüche, an Umarmungen, das strahlende Lachen. Und wir neu Hoffnung schöpfen für all das was noch vor uns liegt.
Alles Liebe,
Sabrina
Über mich:
Hallo, ich bin Sabrina und 31 Jahre alt. In meinem Podcast spreche ich mit Menschen ab 70 Jahren über ihr Leben. Was war? Was ist? Was bleibt? Dabei geht es um bewegende Schicksale, schwierige Entscheidungen, überraschende Herausforderungen und spannende Wendungen. Mich interessiert, wie sie ihr Leben gemeistert haben und was die jüngere Generation davon lernen kann. Warum? Damit nichts von diesen außergewöhnlichen Lebensgeschichten verloren geht!
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